OB-Kandidaten-Vorstellung: Roman Urban

Die Mail von Thomas Linz kam bisher nicht, weshalb ich mich heute mit dem OB-Kandidaten Roman Urban fasse, obwohl mir von diesem garkeine Antworten vorliegen. Das ist aber auch garnicht nötig, gleichwohl es sicher amüsant wäre.

Eigentlich möchte ich Herrn Urban mit seinen Thesen ja keine Plattform bieten – aber ich bin ja ein pluralistischer Demokrat. Hatte nach der Podiumsdiskussion an der Universität ein nettes Gespräch mit ihm, was ich hier statt der Fragen & Antworten in Auszügen ausbreiten werde.

Wer ist Roman Urban? Der Esoteriker ist 33 Jahre alt, Philosophiestudent im wohl hoch zweistelligen Semester, als Beruf gab er wohl „Avurjeda“-Berater an und wohnt auf der Insel Reichenau. Weitere Infos mag man auf seiner Website finden (www.1hal.de), dazu viele Videos, die durchaus spannend anzusehen sind und die Realität aus Roman Urbans Sicht wiederspiegeln.

Roman Urban wird vorgeworfen, ein brauner Antisemit zu sein. Ohne ihn verteidigen zu wollen – er ist sicher kein Nazi! Aber ein sogenannter „Truther“ und Esoteriker, dessen Anti-Zionismus sich aus seinen Verschwörungstheorien speist. Für einen Vorgeschmack einfach mal seine Videos anschauen – bitte mit der nötigen kritischen Distanz. Von der heutigen Südkurier-Podiumsdiskussion im Konzil wurde er denn auch ausgeladen – verbreitete aber wohl vor dem Hause seine esoterischen Ansichten…

Truther breiten sich in Deutschland immer mehr aus, Blogs gibts genug von denen. Mit dem KOPP-Verlag sogar ein Publikationsorgan. Jetzt auch einen OB-Kandidaten, der den Konstanzern die Wahrheit näher bringen möchte.

Leider ist es so, dass auch libertäre Kreise oft von solchen Verschwörungstheoretikern unterwandert werden. Als ich mit jungen Ron Paul-Anhängern mal skypte, wandte ich mich nach ein paar Minuten mit Grausen ab. Esoterik ist zweiffellos interessant, aber man sollte es nicht übertreiben…

Sicherlich gibt es das ein oder andere, was verzerrt dargestellt wird oder schlicht unwahr ist: dafür  gibt auch plausible, wissenschaftlich abgesicherte Belege . Truther hingegen verstricken sich in ihren pseudowissenschafftlichen Verschwörungstheorien schnell in Widersprüche und diskreditieren so gleich alle ähnlichen Positionen mit.

Aber zurück zu Roman Urban, dessen Wahlprogramm aufgrund seiner Länge und Aussagekraft, welche fast mit dem der Piratenpartei zu vergleichen ist (;)), ich hier ausnahmsweise mal abspulen möchte.

Erstens fordert er im Namen der „Freiheit“  einen Hektar Land zur freien Verfügung für jede Familie. Da muss der Bodensee wohl zubetoniert werden, damit das klappt. Haus und Garten sind selbstverständlich auch dabei…

Zweitens Steuerbefreiung und Grundeinkommen für alle. Eigentlich recht realistisch. Einfach mal die Notenpresse noch ein bisschen mehr laufen lassen…

Weiterhin möchte er „aufklären“, also seine Wahrheiten verbreiten. Das gelingt ihm auch minder gut. Wir wissen ja alle, wie verstrahlt wir sind…

Regionale Selbstversorgung solls schließlich richten. Selbst nimmt er es damit aber nicht so genau: die nach der Podiumsdiskussion an der Universität verschenkten Erdbeeren waren nicht nur klein, gespritzt und undelikat, sondern wie er auch offen zugab weder regional noch selbst angebaut. Hätte mich auch gewundert…

Ansonsten war es ganz amüsant, der Wahrheit zuzuhören. Einer seiner Tipps für die Hobbygärtner unter meinen Lesern: nehmt Samen unter die Zunge 5 Minuten lang und denkt an sein Wachsen. Das wird in dem dann einprogrammiert und der Samen wird nur so sprießen. Obs klappt? Versuch macht kluch!

Mein förmliches „Sie“ schien ihm zu missfallen: „kannst mich ruhig duzen“! Machte ich natürlich gerne und probierte ihn zu verstehen, was nicht gerade einfach ist. Aber was ist an Wahrheit schon einfach?

In der Podiumsdiskussion sorgte er nicht nur bei mir für einen wahren Lachflash: seine charismatische Aura zog mich sofort in einen Bann und lockerte die sonst so ernste Anspannung etwas auf. Schade, dass seine Redezeit so begrenzt war…

Von den anderen Kandidaten wurde er höflich ignoriert: ausgerechnet der bürgerliche Kandidat Uli Burchardt zeigte sein demokratisches Verständnis und verabschiedete sich als Einziger per Handschlag von ihm. Meine 7 Fragen wollte er beantworten – gekommen ist noch nichts. Nützt wohl nichts auf dem Weg zur Wahrheit!

Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass man ihm seine Stimme besser nicht geben sollte. Das Schlimme ist: er ist kein Spaß-Kandidat, sondern sehr von seiner Agenda überzeugt! Aber absolut harmlos.  Seine Positionen stammen aus dem ganzen politischen Spektrum: mal liberal, mal sozialistisch, mal ökologisch und eigentlich auch recht spießig-konservativ.

Ich bin jedenfalls gespannt, wieviel Prozente er bekommen wird. In einer Studentenstadt weiß man ja nie. Protestwähler haben aber wahrlich genug andere Kandidaten zur Auswahl.

Morgen geht es dann hoffentlich wieder mit einen ernsthafteren Kandidaten weiter. Übrigens: heute ein neuer Rekord bei den Besucherzahlen (256). Freut mich, dass das Ganze hier auf so regen Anklang stößt…