Tag 1 (Teil 2): Turangi-Taihape

So, jetzt geht es mal weiter mit meinem Reisebericht. Wo waren wir stehen geblieben?

Ich glaube, wir waren bis zur Forellenzucht gekommen, machen von dort also mal weiter. Es ging wieder zurück nach Rangipo, das lediglich aus einer Hütte am Straßenrand samt Schranke besteht. Nicht etwa, weil es in ein fremdes Land geht, sondern auf die Desert Road. Die ist im Winter aufgrund massigen Schneefalls jedoch oft gesperrt und wird damit dann eben abgesperrt. Am Tag meiner Reise jedoch noch nicht – ein Blick auf die Vulkane genügte, um zu sehen, dass nicht allzu viel Schnee, jedenfalls nicht so tief, lag. Schnee fällt dort auch rein deshalb so oft, weil es die höchstgelegene Straße der Nordinsel ist, teilweise über 1000m über NN.

Von der angeblichen Wüste sah man auf der Desert Road jedoch erstmal nichts. In Rangipo ist noch grünstes Grasland, samt Wald, nach ein paar Kilometern wird der Wald sogar dichter, fast urwaldmässig. Dort beginnt auch die Tongariro Heritage Area – Weltnaturerbe und auch zuhause von ein paar Kiwi-Vögeln. Durch diesen Urwald windet sich die Straße ein paar Höhenmeter nach oben, um dann tatsächlich in immer wüstenartigere Landschaft zu führen. Die Bäume verschwanden und machten Sträuchern Platz, über denen man bereits die schneebedeckten Vulkane sehen konnte. Irgendwann wurden aus vielen Sträuchern wenige und gelbes Tussockgras dominierte. Etwa zu Beginn dieser Ebene von Tussockgras beginnt auch das Militär-Sperrgebiet. In dieser Gegend liegt nämlich das Trainingsgelände er neuseeländischen Armee. Auf der westlichen Seite erstreckt sich die flach, selbst mit Tussockgras kaum bewachsene Hochebene bis zu den hoch aufragenden Vulkanen, nach Osten sieht man ein gelbes Grasmeer bis zu den braunen Bergen der Kaimanawa Ranges, ungefähr genauso weit entfernt wie die Vulkane (10km vlt.). Vor allem im Osten liegt die Sperrzone, es ist „verboten“ bzw. es wird alle 50m auf Schildern davor gewarnt, die Straße mehr als 20m zu beiden Seiten zu verlassen. Man könnte ja in einen Schusswechsel geraten…

Das tat ich auch nicht, allerdings machte ich viele Stopps um die Umgebung zu fotografieren, die bald wirklich wüstenartig war. Man kann es wohl nicht als wirkliche Wüste bezeichnen, dazu fällt viel zu viel Regen bzw. im Winter auch Schnee, die Bodenqualität ist jedoch so desaströs, dass selbst das Tussockgras an vielen Stellen nicht wächst. Da helfen selbst die paar Bächlein nicht, die bizarr anmutende Flusstäler auswaschen.

Trotzdem war es auf alle Fälle ein Erlebnis, diese (Halb)-Wüste auf dem SH1 zu durchqueren. 53km nach Rangipo, die wirklich trockene Gegen hatte bereits aufgehört und wieder Wald un Grasland Platz gemacht, liegt das Örtchen Waiouru, Sitz der neuseeländischen Armee. Hier gibt es demnach vor allem viele Kasernen, aber damit hat sich auch ein bisschen Infrastruktur und der Lage zu den Vulkanen wie auch günstig auf halbem Wege zwischen Wellington und Aucklan wegen ein paar Übernachtungsmöglichkeiten.

Bis auf eine Ausnahme jedoch ein Ort, den man einfach so durchqueren könnte. Jene Ausnahme wirkt so martialisch, dass man fast gezwungen wird anzuhalten. Mitten dort im Nirgendwo wurde nämlich ein dickes Museum gesetzt, das New Zealand Army Museum. Sieht wie ein dicker Bunker aus, davor stehen ein paar ausgemusterte Panzer, die in alle Richtungen zu feuern drohen.

Das Museum war mir bereits aufgefallen, als ich damals mit Jonas den Weg von Wellington nach Taupo bei Nacht zurücklegte. Unter Beleuchtung sah das ganze wirklich interessant aus, interessant um zurückzukommen. Das war nämlich auch der Grund, ich wollte die Desert Road fahren und etwas sehen, das hatte sich ja auch erfüllt.

Nun wollte ich mir natürlich auch das Museum anschauen, wo ich, wen wunderts, mein allerstes Mal in Neuseeland und überhaupt mit „Sir“ angeredet wurde, als ich mein Ticket erwarb. Dann ging es in die Ausstellung, die chronologisch nach den Kriegen geordnet war, die Neuseeland so ausgefochten hat. Von den anfänglichen Konflikten mit den Maori über den Burenkrieg in Südafrika, die zwei Weltkriege, Korea, Vietnam und Co. bis  zu Afghanistan. Ausgestellt wurden eben vor allem Waffen aller Art, Panzer und sonstige Fahrzeuge und alles mögliche an Ausrüstung, allerdings gab es auch immer sehr interessante Erklärungen zu allen Sachen. Der Gedenkraum darf natürlich nicht fehlen, überhaupt wird dort detailliert über fast jeden für Neuseeland im Krieg Gefallenen erinnert. Auch Nazi-Zeugs war in voller Pracht ausgestellt, Hakenkreuzfahne und Co. kriegt man in Deutschland ja eher nicht zu sehen.

Überhaupt gibt es in Deutschlan wohl kaum solch ein Museum (korrigiert mich, wenn ich falsch liege), jedenfalls nicht in jener eher kriegsverherrlichenden Darstellung. War trotzdem ganz interessant und wissenswert!

Nach Verlassen des Museums war es bereits etwa 15.30 Uhr, ich war meiner eigentlichen Zeitplanung etwa zwei Stunden hinterher. Da es ja bereits kurz nach 17 Uhr stockdunkel wird, machte ich mich auf den Weg zu meinem Zielort Taihape. Die Landschaft in den verbliebenen 25km dorthin verwandelte sich in grünes Hügelland, allerdings von ganz anderer Art als z.B das hier um Helensville. Hier und im ganzen Norden allgemein gibt es langes  grünes Gras auf sanft geschwungenen Hügeln, dort ist das Gras etwas dunkelgrüner, viel kürzer und auf viele, teils doch sehr steile Hügel konzentriert, auf denen Schafe weiden, Menschern aber schwer klettern können. Außerdem ging die Straße kontinuerlich bergarb, von den knapp 1000m bei Waiouru  zum etwa 600m über NN gelegenen Taihape, das ich jedoch erst einmal nur durchfuhr. Dabei fiel mir auf, dass der Ort doch garicht so klein war wie angenommen, sondern schon als Städtchen mit allem Drum und Dran bezeichnet werden kann. Bevor ich jedoch meine ausgesuchte Unterkunft aussuchte, ging es noch weiter nach Süden, ich hatte nämlich noch ein Ziel an jenem Tag.

Ein paar Kilometer nach Taihape bog ich nach Osten ab, überquerte die Schienen kurz vor einer herannahenden Bahn (die war noch min. 500m weg, aber vlt. hätte ich besser gewartet, die hat näämlich gehupt :D) und folge der immerhin asphaltierten Straße ostwärts ins Hügelland. Die Straße endet letztlich irgendwo im Nirgendwo, in meinem Fall führte sie mich bis zum Mokai Gravitiy Canyon. Das ist eine attraktive, tiefe Schlucht, bekannt dafür, dass man dort Bungeejumping und Co. machen kann. Das lag jedoch nicht in meiner Absicht, auch wenn ich zugeben muss, damit liebäugelt zu haben (ost bloß alles etwas teuer). Statt Bungee hätte ich auch eher die Schaukel genommen, wo man immerhin nicht über Kopf 80m in die Tiefe fällt.

Jedenfalls war es eh schon zu spät, eines der Dinge auszuprobieren, die Dämmerung begann bereits, aber immerhin hatte ich noch einen guten Blick in den Canyon. Eine einspurige Brücke führt über die Schlucht, 80m tiefer fliesst der Rangitikei River, ein größerer Fluss der Nordinsel. Erst machte ich ein paar Bilder von der Seite, später überquerte ich auch die Brücke und machte von dort noch ein paar sehenswertere Bilder.

Der Mokau Gravitiy Canyon ist aber nicht nur irgendeine Schlucht, sondern war auch ein Drehort der „Herr-der-Ringe“-Filme. Ein paar Szenen der Kanufahrt der Gefährten auf dem Anduin wurden hier gedreht und tatsächlich kann man das auch ziemlich gut wiedererkennen. Die Schlucht ist schon recht langgestreckt, die Straße auf dem Weg zum Bungee-Jumping und Co. führt fast3km quasi am Rand der Schlucht entlang, dert Blick hinein allerdings durch dichtes Gestrüpp versperrt.

Neben dem Bungeejumping unf Skyswing (Schaukel) gab es auch noch einen Flying Fox, der mich bei der Vorabinformation darüber am meisten reizte. Als ich den jedoch real sah, zweifel ich daran, ob ich das tatsächlich gemacht hätte. Auf der anderen Seite der Schluct führten viele Treppenstufen zu einer Plattform, sicher 100m höher von der man am Seil hinunterschiesst mit Blick auf die reißenden Fluten tief in der Schlucht unter einem. Da ich so spät war, konnte ich leider nichts davon in Aktion erleben, verabschiedete mich also bald um nach Taihape zurückzufahren.

Dort suchte ich dann das etwas versteckt liegende, einzige Hostel, das ich letztlich auch fand. Eigentlich kann man von Taihape aus, die Vulkane nicht wirklich sehen, da die hohen Hügel rundum ie Sicht verdecken. Von meiner Herberge am Hang eines Hügels jedoch hatte man einen tollen Blick auf den Mt Ruapehu, dessen obere komplett schneebedeckte Fläche über den grünen Hügel thronte. Die untergehende Sonne färbte das ganze in einem wunderschönen Licht!

In meiner Herberge war ich der einzige Gast, der Besitzer war ein verschrobener alter, aber netter Mann, der grade an einer Uhr für seine Mutter bastelte. Leider hatte der auch einen Hund – eine Bulldogge, dazu mit Sockenfetisch. Er meinte zwar, die beiße nicht, aber ich wär mir da nicht so sicher. Die vorherigen Besitzer hätten ihr als Welpe antrainiert, total auf Socken loszugehen. Wann immer also ein Socken offenlag schnupperte dieses Viech daran um und biss sogar hinein. So biß die Bestie auch in meinen und traf natürlich nicht nur meinen Socken. Nicht sonderlich schlimm zwar, aber ich beschwerte mich und das Monster wurde nach draußen verfrachtet.

Mein Abendessen hatte ich dann im Städtchen Taihape, zugegeben im örtlichen McDonalds. Das soll als Beweis dienen, dass Taihape garnicht so klein ist. Das Taihape trotzdem klein ist zeigte aber die Tatsache, dass ich knapp 40min. auf meine Bestellung bzw. die Auslieferung warten musste, obwohl es echt total leer war. Vor mir warteten einige bereits noch länger und gaben irgenwann entnervt auf, nachdem sie ihrer Empörung lautstark Luft verschafft haben. Ich genoss letztlich jedenfalls meine Burger, nutze die Angenehmlichkeit des dortigen Internets und ging dann nach Rückkehr in mein Hostel sogleich ins Bett – 19,45 Uhr, ein neuer Frühigkeits-Rekord. Aber wie Ihr euch vorstellen könnt, ihr habt jetzt ja auch bereits massig gelesen, war dieser Tag ziemlich vollgepackt. Vermutlich wohl der vollgepackteste seit ich in Neuseeland angekommen bin.

Am nächsten Morgen sollte mich eine Überraschung erwarten – doch das folgt an einem anderen Tag.

Vorheriger Beitrag
Hinterlasse einen Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar