Klimawandel – eine Stimme der Vernunft an der Uni Konstanz

Der Weltuntergang ist nicht mehr fern. Laut dem Maya-Kalender jedenfalls.

Weltuntergangsszenarien gibt es aber nicht nur dieser Tage. Über das Geschäft mit der Angst sprach am gestrigen Tag der Konstanzer Physikprofessor Gerd Ganteför, der den fachfremden Studierenden das Fachbereiches Politik- und Verwaltungswissenschaften Tatsachen und Übertreibungen bezüglich des Klimawandels näher brachte.

Es war ein erfrischender, lustiger Vortrag einer Stimme der Vernunft in der überhitzten Klima-Debatte. So gäbe es in Regelmässigkeit apokalpytische Szenarien, die sich jedoch nie bewahrheitet hätten. Am berühmtesten ist wohl die vom Club of Rome forcierte Studie „Die Grenzen des Wachstums“, nach der wir bereits heute längst in einer Welt ohne die wichtigsten Rohstoffe leben müssten. Aber auch Bilder, wie sie in deutschen Zeitschriften wie dem Spiegel gezeigt werden, bei denen der Kölner Dom unter Wasser steht, wären Übertreibungen ohne wissenschaftliche Grundlage.

Zwar ist Ganteför der Ansicht, dass der Klimawandel menschengemacht ist, sieht ihn aber als längst nicht so bedrohlich an wie von manchen Gesellschaftsklempnern suggeriert wird. Das Meer würde durch Abschmelzen der Polkappen zwar schon steigen, eine 80m-Erhöhung, die den Kölner Dom unter Wasser bringen würden, dauere aber 26000 Jahre. Und in dieser Zeit könnne sich genug Unvorhergesehens ereignen – wie es auch in den letzten 26000 Jahren passiert ist. Ein starker Vulkanausbruch würde z.B zu einer weltweiten Abkühlung führen, vor der die Erde ohnehin steht. Die menschengemachte Klima-Erwärmung sei sogar teilweise eine Art Segen. So würde die Wüste Sahara – wie vor 2500 Jahren, wieder zu einer grünen Savannenlandschaft mit Flüssen und Seen werden.

Niedriggelegene und gleichzeitig überbevölkerte Länder wie Bangladesch hätten zwar zunehmend Probleme wegem den ansteigenden Meeresspiegel (3mm im Jahr), die sich aber durch Deichbau lösen liessen. Überhaupt sei das viel gravierende Problem die menschliche Überbevölkerung der Erde, die in deutschen Debatten oft außen vor liege. So verliert Bangladesch, flächenmässig halb so groß wie Deutschland, bevölkerungsmässig aber eineinhalb mal so groß, nach 10 Jahren durch Überbevölkerung die gleiche Fläche wie in 100 Jahren durch Ansteigen des Meeresspiegels.

Die Konsequenzen wären also auch nicht den CO2-Ausstoss zu begrenzen, sondern die Überbevölkerung zu stoppen. Das gehe nur mit wirtschaftlichem Wachstum, was zwangsläufig den Schadstoffausstoss in die Höhe treiben würde. Letztlich müsse man sich – auch wenn Ganteför sich möglicher Gefahren bewusst ist – ernsthafte Gedanken um das sogenannte Climate Engineering machen, bei dem z.B Aerosole in die Luft gesprüht werden, um sie abzukühlen (ähnlich dem, was nach einem Vulkanausbruch passiert). Ob das jedoch die richtige Lösung ist erscheint fragwürdig. Menschlicher Interventionismus geht immer böse aus.

Auch würde die globale Erwärmung nicht die Wahrscheinlichkeit von Wirbelstürmen oder anderen Naturkatastrophen vergrößern. Tatsächlich würden sie wohl eher geringer werden. Überhaupt seien die ganzen Modellrechnungen teilweise fraglich, da man mit den richtigen Grundfaktoren jedes Ergebnis erstellen könnte. Und was die Medien aufgreifen, das sei eben immer das apokalyptischste Szenario einzelner Wissenschaftler, die bekannt werden wollen. Die meisten Wissenschaftler wären, wie es sich gehört, an der wissenschaftlichen Erkenntnis interessiert und würden sich von der Politik fernhalten, auch wenn nach Worten Ganteförs eine wertfreie Wissenschaft nicht möglich scheint und auch er eine Meinung besitze.

Die machte er am Ende auch deutlich und wetterte gegen die Energie-Wende. Die Folgen werde man in wenigen Wochen schon spüren: für Arme wird Strom unbezahlbar, die Industrie leidet ebenfalls. Auch Stromausfälle seien zu erwarten. Ausgelöst durch Fukushima sei die Energiewende eine Hals-über-Kopf-Entscheidung gewesen, die man besser hätte durchdenken müssen. Grundsätzlich sei es kein Problem aus der Kernkraft auszusteigen, wenn man auf fossille Brennträger setzen könnte. Auf 5 deutsche Kohlekraftwerke kämen jährlich schließlich 100 chinesische. Und jene energiehungrige Wirtschaft bremsen zu können, erscheint Ganteför als Illusion, genauso wenig wie all die anderen aufstrebenden Drittweltländer.

Die sich am Klima-Schutz orientierende Energiewende sei zwar möglich, aber sie werde sehr teuer. Gerade Solartechnologie sieht Ganteför kritisch, während Onshore-Windkraft mittlerweile konkurrenzfähig zu anderen Energieträgern wäre.

Dies nur als kleinen Ausschnitt seines interessanten Vortrages, der durch eine Fragerunde abgeschlossen wurde. Dabei machte er z.B noch deutlich, dass sowohl die Sonnenflecken-Theorie als auch die Theorie des Versiegens des Golfstroms falsch seien (letzteres sei ein einfacher Messfehler von Physikern gewesen) und dass das auch im Bodenseeraum diskutierte sogenannte Fracking zur Gasförderung längst nicht so bedenklich sei wie z.B der Abbau von Ölsänden in Kanada.

Festzuhalten bleibt, dass die Wissenschaft noch tut, was sie tun muss. Erkenntnis suchen statt den Politikern Zahlen für ihre Gesellschaftsvisionen liefern. Fast beschämend ist es ja, dass im Weltklimarat nur Politfunktionäre, aber fast kein Wissenschaftler sitzt. Insbesondere die anwesenden GrünInnen, die die vertretenen Thesen so garnicht wahrhaben wollten, werden etwas gelernt haben. Das Wort Klimareligion nahm Ganteför zwar nicht in den Mund, doch sprach er von einem ideologischen Glauben, der mit Wissenschaft oft nichts zu tun habe.

Dies übrigens war nicht der einzige erfreuliche Vortrag am gestrigen Abend. Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz stellte wie jedes Jahr vor Weihnachten das Jahresgutachten des Sachverständigenrates der Bundesregierung in Konstanz vor, was ihmn eine Verdienstmedaille der Uni Konstanz einbrachte, da er den Vortrag zum 15. und letzten Mal, da er bald emeritiert wird, hielt. Auch er sieht die Energiewende kritisch und spricht sich für mehr Marktwirtschaft statt Planwirtschaft dort aus. Ob dies mit dem vom Sachverständigenrat ausgedachten Grünstromzertifikaten-Handel funktioniert, bleibt jedoch abzuwarten. Auch sonst, obwol natürlich nahe an der Politik der Bundesregierung und daher im staatlichen Denken verwurzelt, machte Franz wichtige Sachen deutlich. Insbesondere dürfe es keine wie auch immer geartete Mindestlöhne, oder wie es neuerdings heisst, Lohnuntergrenzen geben, die insbesondere, das zeigen nicht nur seine ökonometrischen Studien, zu einem signifikanten Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit führen, bei der Deutschland nicht ohne Grund europaweit am wenigsten Probleme hat.

Bei diesen Informationen möchte ich es belassen. Ein Blick ins Jahresgutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dürfte sich aber lohnen!