Reisemonat: Tag 3: 30km durchs Paradies

Ein weiterer – schon mein dritter! – Reisetag ist vorbei. Heute hatte ich die einmalige Gelegenheit, das Paradies des Abel Tasman Nationalparks zu erkunden. Goldgelbe Strände, dicht bewaldetete Hügel und glattes Meer hiess es – und all das wurde auch eingehalten. Nur die Tatsache, dass hier mit am meisten Sonnenstunden pro Jahr in ganz Neuseeland seien, wurde heute wohl verschwiegen.

Bis auf ein paar Regentropfen am Nachmittag war es jedoch nur bewölkt und damit sogar recht angenehm – warm genug um mit Badehose und T-Shirt das Abenteuer zu beginnen.

Ich hatte mir nämlich für knapp 20 Euro ein Wassertaxi gebucht, das mich in eine Bucht, an der der Track entlang geht, brachte. Mir wurde gesagt, dass ich wohl so 8 Stunden einplanen müsse, um zurück nach Marahau zu kommen. Ein langer Marsch – aber ich wollte es so.

Ich stand heute Morgen also schon um halb 8 auf, um den Shuttle zum Wassertaxi nicht zu verpassen. Nach dem Check-In in der dortigen Zentrale hiess es dann auch bald schon „Einsteigen“.

Ich stieg also ein, doch wo war das Wasser? Die Boote standen auf dem Land, mehrere Hundert Meter vom Wasser entfernt. Nach einer peinlichen Begebenheit für mich, die ich galant überspringe, setzte sich das Boot dann in Bewegung. Erst fuhr es wie magisch über die Landstraße, dann glitt es über das Watt (war nämlich grade Ebbe) um dann irgendwann in seinem Bestimmungs-Element anzukommen. Natürlich war nicht ein Magier wie Gandalf der Übeltäter, sondern ein Traktor, der den Anhänger, auf dem das Boot war, zog….

Im Wasser angekommen ging es dann auch los, seht schnell sausten wir über die glatte See, zuerst aber in die falsche Richtung – unser „Taxifahrer“ (ich teilte mir das Boot ja mit 15 anderen Leuten) zeigte uns nämlich einen nett aussehehenden gespaltenen Felsen (siehe Fotos).

Danach ging es dann Nordwest, Richtung Abel Tasman Nationalpark. Vorbei an dicht bewaldeten Inseln und an der wunderschönen Küstenlinie, an der ich wenige Stunden später noch entlang wandern sollte. Auf er offenen See war dann aber Schluss mit glatter See, die Wellen sorgten für eine ziemliche Schaukelei – und ich wurde schon einmal nass. Irgendwann waren wir dann in der Bark Bay angekommen, von wo meine Wanderung losging. Die meisten Mitreisenden machten nur den Trip zurück zur Anchorage Bay (ca 4 Stunden), um dort wieder ein Wassertaxi zu nehmen. Ich hatte jedoch den ganzen Weg nach Marahau zu meinem Backpackers vor mir und war von der Zeit auch völlig frei – nur bevor es dunkel geworden wäre, wäre ich gerne wieder hier gewesen. Aber es war ja grade einmal 10 Uhr morgens

Los ging es dann, erst kurz am Strand, barfuss durch den tatsächlich goldgelben Sand, dann mit festem Schuhwerk den steil ansteigenden Pfad durch den Regenwald. Ich dachte eigentlich, man würde die ganze Zeit am Strand lang wandern – tatsächlich ist der überwiegende Teil des Weges aber im dichten Regenwald, wo man außer Bäumen und den Weg auch nichts anderes sieht. Zudem ging es grade am Anfang meines Weges so steil den Hügel hinauf, dass ich echt zweifelte, den Weg auch durchzuhalten. Ein DoC-Mann, den ich vorher gefragt hatte, meinte, bei Ebbe wären es ohne Nebenstrecken ca. 18km nach Marahau, bei Flut ca. 22. Man kann bei Ebbe in manchen Buchten nämlich ziemlich abkürzen, indem man einfach geradeaus über das Watt geht – statt den Weg in den Hügeln der Bucht auf sich zu nehmen,

Dazu bot sich mir dann auch bald die Gelegenheit. Ich ging in der nächsten Bucht am Strand entlang, bis ich merkte, dass ich schon ca. 1km vom eigentlichen weg entfernt sei – vor mir ging es zwar weiter, vor dem Watt war aber noch ein ca. 20m breiter Priel (so nennt man das, glaub ich), der garnicht mal so flach aussah.Badehose hatte ich ja an, T-Shirt und Rucksack (der übrigens viel zu schwer war – mein armer Rücken tut immer noch so weh…) hochgezogen, dann watetete ich durch den Priel, der an der tiefsten Stelle schon so 1,2 Meter tief war. Ging grade noch so, gut, dass ich so groß bin 😉 Dann ging es über das Watt mit den scharfen Muscheln, die erstmal meine Füße aufkratzten, durch ein paar kleinere Priele und durch glitschigen schwarzen Schlick. Irgendwann ging es dann auf dem normalen Weg durch den Regenwald weiter.

Die ganzen Höhenmeter, die ich zurücklegte, hatten immerhin den Vorteil, dass sich ab und an ein schöner Ausblick über all die Buchten bot – und den Weg, den ich schon gemacht hatte, und den, der noch vor mir lag. Nach knapp 2 Stunden war ich schon in der Anchorag Bay angekommen – das DoC gibt auf seinen Schildern 4 Stunden vor. Aber auch in der Vergangenheit habe ich schon festgestellt, dass ich fast doppelt so schnell wandere, als das DoC vorgibt.

In der Bucht nutzte ich erstmal die Gelegenheit etwas zu tun, was ich bisher noch gar nicht getan hatte hier in Neuseeland – nämlich im Meer zu schwimmen. Rucksack schön in einer einsamen, etwa versteckten Bucht versteckt, und danach auf ins Wasser, das doch angenehm warm war.

Naja, nicht warm, aber auch nicht viel kälter als die Temperatur draußen. Ich würde es auf zwischen 18-20 Grad schätzen. Seltsamerweise war ich jedoch, während meines ganzen Ausfluges, der einzige, der wirklich im Wasser schwamm (ich hab jedenfalls keinen anderen gesehen).

Von der Anchorage Bay führte ein zusätzlicher Weg, ca. 4km zu einer kleinen anderen Bucht und einem Aussichtspunkt, den ich auch machte – die Kilometer summieren sich.

Die vielen Aussichtspunkte, die meist so 300-500m vom Weg entfernt waren und ich fast ausnahmslos mitnahm, kommen da auch noch zu. Am Ende hier in Marahau angekommen hatte ich gewiss 30km zurückgelegt – in ca. 7h.

Es sei gesagt, dass mein Willen mich zurück nach Marahau brachte, ich kann aber ehrlich zugeben, dass es ganz schön anstrengend war. Was ich noch so dort im Park gesehen hatte, ist nicht sonderlich wichtig – ich denke, Bilder sagen das meiste über diesen wunderschönen Fleck Erde.

Trotzdem bereue ich es nicht, nicht den Coastal Track auf mich zu nehmen. Letztlich ist nämlich, denke ich, die ganze Küstenlinie die gleiche. Überwiegend geht man durch bewaldete Hügel, hat hin und wieder mal einen Blick über die Buchten, ab und an hat man die Gelegenheit am Strand zu wandern oder dort einfach zu relaxen oder auch zu schwimmen. Ich habe aber ja auch nicht das Bedürfnis, mein Ego mit so einem „Great Walk“ zu befriedigen – ganz zu schweigen davon, dass ich ohne den Walk viel mehr Verschiedenes sehen kann.

Die Übernachtungshütten sahen zwar ganz ok aus, aber das muss ich ja nicht unbedingt haben (siehe Frühlingstrip :P).

Neben den DoC-Hütten gibt es sogar ein paar normale Häuser dort im Park – direkt am Strand in einer einsamen Bucht darf sich manch Kiwi glücklich schätzen, solch exklusive Ferienwohnungen zu besitzen. Elektrizitätsanschluss gibt es zwar nicht, aber Solarzellen (wenn mal die Sonne scheint…) schaffen da ja Abhilfe.

Morgen werde ich mit den Auto ans andere Ende des Parks fahren und dort noch einen etwa 3-stündigen Weg laufen – danach habe ich dann schon mehr als die Häfte, knapp 2/3 sogar des Abel Tasman Coastal Tracks zurückgelegt. Das muss genügen!

Danach geht es dann in die Golden Bay nach Collingwood – Golden Bay, weil der Sand angeblich noch goldener ist als hier, wie ihr in den Fots jetzt bewundern dürft 😉